Dieser Artikel ist in der Portfolio Institutionell Fixed Income 09.2024 erschienen. Hier geht es zum Artikel.
Zögerliche Umsetzung von ESG-Strategien
Die Bereitschaft, in ESG-Strategien zu investieren, ist bei institutionellen Investoren zwar vorhanden, jedoch wird eine vollständige und konsequente Umsetzung dieser Strategien in die Praxis oft zögerlich verfolgt. Dies liegt oft an regulatorischen Unsicherheiten sowie der Frage, ob sich diese Strategien langfristig finanziell rentieren. Viele Investoren haben erste Schritte in Richtung nachhaltiger Anlageentscheidungen unternommen, indem sie Teile ihrer Portfolios nachhaltiger gestalten oder in ESG-konforme Fonds investieren. Doch die vollständige Integration von reinen ESG-Portfolios ist nach wie vor eine Ausnahme.
Klumpenrisiko und Sektorverzerrungen bei PABs
Ein zentraler Punkt der Kritik an PABs ist das Klumpenrisiko, das durch den gezielten Ausschluss kohlenstoffintensiver Unternehmen entsteht. Diese Sektorverzerrungen führen zu einer übermäßigen Gewichtung von Branchen wie Technologie und Gesundheitswesen. Dadurch werden die Portfolios anfälliger für Schwankungen in diesen Sektoren, was das Gesamtrisiko erhöht und zu erheblichen Abweichungen von traditionellen Marktbenchmarks führen kann.
Resilienz durch ESG-Anpassungen
Auf der anderen Seite bieten PABs die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, die ihre Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion umgestellt haben. Dies könnte langfristig die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Portfolios stärken.
Bevorzugung großer Unternehmen und negative Size Bias
Zusätzlich verstärken PABs den negativen Size Bias, also die Bevorzugung großer Unternehmen, da kleinere Unternehmen oft Schwierigkeiten haben, die mit PABs verbundenen hohen Reportinganforderungen zu erfüllen. Diese Präferenz für große Unternehmen könnte die Diversifikation der Portfolios beeinträchtigen und das Risiko erhöhen, dass wichtige, aber kleinere Marktteilnehmer übersehen werden.
Rückblickende Daten und Herausforderungen bei ESG-Benchmarks
Ein Blick auf die Berechnungsweise der ESG-Benchmarks zeigt den starken Fokus auf rückblickende Daten. Der starke Fokus auf historische Daten macht es schwer, künftige Entwicklungen und potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren. ESG-Improvement-Strategien, die auf die kontinuierliche Verbesserung von ESG-Faktoren setzen, bieten einen proaktiveren Ansatz. Allerdings bleibt bei diesen Strategien das aktuelle ESG-Rating oft niedrig, was ihre Wirksamkeit einschränkt und bei vielen Investoren Skepsis hervorruft.
Abwartende Haltung der Investoren und Anpassungen bis 2025
Obwohl PABs zunehmend an Relevanz gewinnen, bleibt die Akzeptanz dieser Benchmarks verhalten. Viele institutionelle Investoren, insbesondere Versorgungswerke, verharren aktuell in einem „Beobachter-Status“. Sie verfolgen die regulatorischen Entwicklungen genau, bevor sie sich langfristig auf ESG-Investitionen festlegen. Dieser abwartende Modus führt dazu, dass Investoren defensiver agieren und ihre langfristigen Verpflichtungen zurückstellen, um die Auswirkungen der neuen ESG-Standards und der Anpassungen der Benchmarks abzuwarten.
Einheitlichkeit und Chancen durch neue ESG-Standards
Die bevorstehenden Anpassungen der Benchmarks an die neuen, strengeren ESG-Standards, die bis Mai 2025 erwartet werden, könnten einen wichtigen Schritt zu mehr Einheitlichkeit und Akzeptanz darstellen. Diese Änderungen bieten institutionellen Investoren die Möglichkeit, ihre Portfolios klarer an ESG-Kriterien auszurichten und eine stärkere Vergleichbarkeit ihrer Investitionen zu erreichen.
Der Wandel hin zu ESG-konformen Portfolios ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern auch der langfristigen Rentabilität.
Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung auf unserer Website zu verbessern. Einige Cookies sind notwendig, um unsere Website zu betreiben, während andere uns helfen, unsere Dienste zu verbessern oder personalisierte Inhalte anzubieten.