Meinung

Geldpolitik und Bankenkrise

SPSIRBK Index

In der vergangenen Woche fanden geldpolitische Sitzungen der zwei größten Notenbanken statt, und wie erwartet wurden sowohl in den USA als auch in der Eurozone die Leitzinsen erneut angehoben. Die Fed erhöhte die Bandbreite der Federal Funds Rate um 25 Basispunkte auf 5,00% – 5,25%, was seit dem Beginn des Zinserhöhungszyklus letztes Jahr der steilste Anstieg seit über drei Jahrzehnten entspricht. Des Weiteren wird der Bilanzabbau fortgeführt. Allerdings machen sich die weiterhin sinkende Inflation, die im April 5,0% erreichte, sowie die Turbulenzen im Bankensektor in Powells Ausdrucksweise bemerkbar, denn es wurden nicht wie zuvor weitere Zinsschritte nach oben betont. Stattdessen wurde angedeutet, dass die künftige geldpolitische Richtung vor allem von den Entwicklungen an den Finanzmärkten (a.k.a. Bankenkrise) abhängig sein wird.

Der EZB-Rat entschied sich dafür, alle drei Leitzinsen um 25 Basispunkte anzuheben – der kleinste Anstieg seit Beginn des Zinserhöhungszyklus. Somit liegen der Hauptrefinanzierungs- und Einlagenzinssatz jeweils bei 3,75% und 3,25%. Jedoch betonten sowohl Christine Lagarde als auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt sei, um aufzuhören. Denn im April stieg die Inflation im Euroraum auf 7,0%, im Vergleich zu 6,9% im März, was weiterhin weit über dem 2-Prozent-Ziel der Währungshüter liegt. Ab Juli sollen dann auch auslaufende Anleihen des APP-Programms nicht mehr durch neue Käufe ersetzt werden. Es kommt also zu einer Beschleunigung des Bilanzabbaus.

Während in der Eurozone die Inflation hartnäckig bleibt und somit die EZB weitere (kleine) Leitzinserhöhungen in Aussicht stellt, belasten die hohen Zinsen in den USA bereits den Bankensektor, wie die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank und die Übernahme der First Republic Bank durch J.P. Morgan zeigen. Dies spiegelt sich in der Marktmeinung wider, denn kurz nach Powells Äußerungen, obwohl er über einen robusten Bankensektor sprach, brachen die Aktien der US-Regionalbanken erneut ein, wie im Verlauf des S&P Regional Banks Select Industry Index ersichtlich ist. Nun wird die Fed die Kreditvergabe im privaten Sektor hautnah verfolgen und in der nächsten Sitzung voraussichtlich eine Zinspause einlegen, was die Märkte und den fragilen Regionalbankensektor stützen würde. Die konjunkturelle Entwicklung der nächsten Monate in den USA sowie das Ausmaß der Banken-Zwischenfälle werden somit eine ausschlaggebende Rolle bei der Frage spielen, ob der Höchstpunkt der Fed Funds Rate erreicht wurde.

S&P Regional Banks Select Industry Index (Quelle: Bloomberg)